Namibia

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von Rosi Stoss 2. Juni 2023
Eine Kreuzfahrt der besonderen Art Das größte Flusssystem der Welt mit dem Amazonas und seinen über tausend Nebenflüssen und seinem undurchdringlichen Urwald hat mich schon als Schüler in seinen Bann gezogen. Jetzt wird dieser Traum wahr und ein weißes Kreuzfahrtschiff, die MS Delphin, wird mich die braunen Fluten des Riesenstroms hinauftragen. Danach geht es an der Küste Südamerikas hinauf zur Teufelsinsel in Französisch-Guayana, wo der Roman und der Film „Papillon“ spielt. Den Abschluss bilden die ABC-Inseln in der Karibik, dem Schmelztiegel der Rassen und Religionen. Steelbands mit Calypso-Rhythmen, traumweiße Strände mit türkisblauem Meer und tropisch-leckere Cocktails werden der Ausklang dieser besonderen Reise sein. Abenteuerlich gestaltet sich schon der Abflug aus Deutschland: Von Düsseldorf geht es nach Berlin, um weitere Gäste aufzunehmen. Dann macht der gecharterte Air Berlin-Jet einen Zwischenstopp auf den Kapverdischen Inseln, um aufzutanken (hat doch jeder Kreuzfahrer ein Gepäcklimit von 30 kg!) und um die Crew zu wechseln. Nach dem Hüpfer über den großen Teich erreichen wir in der Nacht Belem im Mündungsgebiet des Amazonas. Nach insgesamt 24 Stunden Reisedauer landet der Flieger in der feuchtwarmen Tropenschwüle. Mit brasilianisch-gemächlichem Arbeitstempo werden die Koffer der Kreuzfahrer auf offene LKWs verladen und klapprige Reisebusse bringen uns zum Liegeplatz der MS-Delphin. Noch in der Nacht lichtet das Schiff die Anker, um den Amazonas hinaufzunavigieren. Tag 2: Dschungel-Hauptstadt Manaus Ich selbst klinke mich für einen Tag aus und nehme einen Flieger nach Manaus, denn so weit dampft die MS-Delphin nicht den Amazonas hinauf. Nach einem kurzen Flug landen wir in der Hauptstadt des Bundesstaats Amazonas in der Nähe des Zusammenflusses des Rio Negro und Rio Solimoes, die den Amazonas bilden. Die Stadt besitzt ein reichhaltiges kulturelles und wirtschaftliches Leben und lockt steuerfreie Industrieansiedlungen an. Die Gründung der Stadt erfolgte durch portugiesische Truppen im 17. Jh., die Handel mit Holz und Gewürzen trieb. Ende des 19. Jh. wurde Manaus das Zentrum des Kautschuk-Abbaus. Dieser Boom lockte tausende von Arbeitern an und die Stadt zeigte ihren Reichtum mit Häfen, Straßenbahnen, elektrischem Licht und vor allem mit prachtvollen Gebäuden. Bald wurde sie als das „Paris des tropischen Regenwaldes“ bekannt. Das größte Symbol dieser reichen Zeit ist das Teatro Amazonas mit seiner markanten Kuppel. Es wurde 1896 mit der Oper „La Gioconda“ und der italienisch-lyrischen Gesellschaft eröffnet und heute ist es der Mittelpunkt der brasilianischen Oper. Ein weiteres imposantes Bauwerk im Stil der Kolonialzeit ist das Kulturzentrum Palacio Rio Negro, das der exzentrische deutsche Gummibaron Waldemar Scholz erbaut hat und heute als Museum dient. Der Reichtum und der Pomp dieser Gummibarone ging so weit, dass sie z.B. ihre schmutzige Wäsche zum Waschen nach Paris schickten. Besonders interessant finde ich den Mindu Park, in dem die in den Urwäldern gesammelten verschiedensten Heilpflanzen kultiviert und auf deren pharmazeutische Wirksamkeit untersucht werden. Ermattet und von der Schwüle mitgenommen, sinke ich in das Taxi zum Flughafen. Da die MS-Delphin den Fluss hinauf nach Alter do Chao gefahren ist, komme ich in den Genuss, mit einem jener kleinen Propellermaschinen unterwegs zu sein, da kein Jet dort landen kann. Vom Pfarrer bis zum hin zum Arzt, alle diejenigen besteigen diese kleine Maschine, die ins Nirgendwo unterwegs sind, wo keine Straße und kein Weg hinführen. Nach einem kurzweiligen Flug, während dem uns kräftige Tropenwinde durchschütteln, landen wir auf der holprigen Graspiste von Alter do Chao. Am Schiff angekommen, genieße ich im Sonnenuntergang an Deck als Belohnung für diese Strapazen einen kühlen Caipirinha. Tag 3: Amazonas-Abenteuer Unser Schiff zieht den Anker hoch und richtet den Bug den Amazonas hinauf, der mit seinen 6.400 km nach dem Nil der zweitlängste Fluss der Erde ist. Das Einzugsgebiet umfasst insgesamt mehr als 7 Millionen Quadratkilometer, von denen etwa die Hälfte in Brasilien liegt, während der Rest auf Peru, Ecuador, Bolivien und Venezuela verteilt ist. Der Wasserabfluss des Amazonas beträgt schätzungsweise zwischen 34 und 121 Millionen Liter pro Sekunde. Das bedeutet, dass ein Fünftel allen Süßwassers, das in die Weltmeere fließt, aus dem Amazonas stammt. Am Nachmittag steht ein besonderes Ereignis auf dem Programm: Mit den bordeigenen Schlauchbooten fahren wir zum „Encontro das Aguas“, dem „Treffpunkt der Gewässer“, wo das tintenblaue Wasser des Rio Tapajós auf die gelbbraunen Fluten des Rio Solimoes trifft. Die Flüsse vermischen sich erst einige Kilometer nach ihrem Zusammenfluss, da sie verschiedene Dichte, Temperaturen und Geschwindigkeiten haben. Klares, blaugrünes Wasser hat dieser Fluss, weil er dem brasilianischen Bergland entspringt und fast ausschließlich felsiges Gelände durchströmt, das sich Erosionen widersetzt. Daher führt er kaum Schwebestoffe oder Huminsäure mit. Von der großen Anzahl von Delphinen, die sich hier aufhalten sollen, lässt sich leider keiner blicken. Wir setzen unsere Bootsfahrt fort zum Maicá See, einem Abfluss des Amazonas, in dem in der jetzigen Regenzeit die Wälder überflutet sind. Die Pflanzenwelt ist in diesem Wasserlabyrinth besonders schön und vielfältig und unzählige Vogelarten schwirren auf, wenn sie das Tuckern unserer Bootsmotore hören. Jedoch erleben wir eine kleine Sensation, als wir in Ufernähe Nylonschnüre mit kleinen Fleischbrocken an Angelhaken auswerfen und einige Erfolgreiche doch tatsächlich einen der gefürchteten Piranhas aus dem Wasser ziehen. Die meisten dieser gefräßigen Fische knabbern jedoch nur das Fleisch vom Haken und nehmen dann schleunigst Reißaus… Tag 4: Dichter Urwald und einladende Badestrände Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des Urwaldes. Wieder sind wir mit unseren unverwüstlichen Zodiaks unterwegs, fahren in kleine Seitenarme ein und können aus nächster Nähe das Leben am Ufer beobachten. Hin und wieder taucht eine mit Palmwedeln bedeckte Hütte auf. Alle Bewohner, vom Kleinkind bis zur Greisin erscheinen, um uns laut rufend und winkend zu begrüßen. Wir befinden uns hier in einem Regenwald-Reservat mit über 200 einheimischen Baumarten und Palmen, die wir sonst zum Teil nur in abgelegenen, unzugänglichen Gebieten des Amazonas vorfinden. Entgegen der landläufigen Meinung, die vom wild wuchernden Dschungeldickicht stammt, ist der Urwaldboden sehr nährstoffarm. Um zu den notwendigen Nährstoffen und Mineralien zu kommen, hat jede Pflanzenart die verschiedensten, skurrilsten Wurzeln gebildet. Am Nachmittag erwartet uns ein Badevergnügen mitten im Urwald. Wir fahren zum Strand von Alter do Chao, einem leuchtend weißen Sandstrand („Schönster Flussstrand der Welt“ - so zum Beispiel das Urteil von König Charles III.). Obwohl wir uns ja mitten im brasilianischen Regenwald befinden, stellt sich bei uns im feinen Sand, am blauen Wasser und bei strahlendem Sonnenschein ein richtiges Karibikfeeling ein. Bei der Rückkehr zum Schiff machen wir noch einen Besuch im Museum über die dortigen Ureinwohner. Es ist eines der besten seiner Art mit über 1.500 Artefakten von über 70 Volksgruppen Amazoniens und Mato Grossos. Zum Ausklang dieses ereignisreichen Tages lassen wir uns – ganz unbrasilianisch – das frisch gezapfte deutsche Bier an der Decks Bar schmecken. Tag 5: Henry Fords Kautschuk-Plantage Beltera Unser Ausflug beginnt mit der Fahrt in einem landestypischen Bus ohne Klimaanlage und mit einer Starrachsen-Federung, die auch den tiefsten Schlaglöchern trotzt. Wir durchqueren die schöne Landschaft Amazoniens auf der Fernstraße Santarém-Cuiabá in Richtung Süden. Auf einer kleinen Anhöhe, die markant das flache Gebiet überragt, gibt uns unser örtlicher Führer einen Überblick über die tropische Landschaft. Wir erkennen unterschiedliche landwirtschaftliche Methoden: Traditioneller Ackerbau und Viehwirtschaft, zum Teil noch mit radikaler Brandrodung. Dann, im Gegensatz dazu moderne, industrialisierte Produktionstechniken mit neuestem Gerätepark. Schließlich erreichen wir Beltera, wo der amerikanische Autokönig Henry Ford versuchte, mit seiner Gummiplantage das europäische und südostasiatische Kautschuk-Monopol zu brechen. Mitten im tiefsten Urwald Amazoniens entstand eine am Reißbrett geplante Retortenstadt mit Platz für mehrere tausend Einwohner nach dem Vorbild einer US-Kleinstadt, um im großen Maßstab Kautschuk produzieren zu können. Es gab Strom aus eigenem Elektrizitätswerk, fließendes Wasser, Telefon und befestigte Straßen, Restaurants, Sozialeinrichtungen, Schulen mit kostenlosem Unterricht und die modernste Klinik Amazoniens für die Behandlung der Kautschuk-Zapfer und ihrer Familien. Trotz dieser Vorteile und die Auszahlung doppelter Löhne war dies nichts für die Mentalität der Einheimischen, denn die kamen mit dem straff organisierten Tagesablauf nicht klar. So mangelte es bald an qualifiziertem Personal und die verringerte Nachfrage nach Kautschuk durch die Kunststoff-Entwicklung bedeutete dann das wirtschaftliche Aus für nahezu alle Kautschukproduktionen der Welt. Wir schlendern durch den gut erhaltenen Ort, der noch von den Einheimischen genutzt wird – eine nennenswerte Gummiproduktion gibt es jedoch nicht mehr. Erschöpft durch Hitze und Luftfeuchtigkeit sinken wir in die Plastikstühle eines landestypischen Lokals und lassen uns das einheimische Bier schmecken. Die anschließende holprige Rückfahrt beendet diesen eindrucksvollen Tag. Die Ausflugsbeschreibung an Bord hatte nicht zu viel versprochen: „Für gehbehinderte nicht geeignet. Englischsprachige örtliche Guides. Festes Schuhwerk, bedeckende Kleidung (incl. Insektenschutz), ausreichend Trinkwasser. Begrenzte Teilnehmerzahl, lange Fahrtzeiten in sehr einfachen, nicht klimatisierten Bussen. Für Gäste mit Rückenproblemen aufgrund der sehr holprigen Fahrt nicht geeignet.“ (Original-Text). Doch es ist ein wirklich beeindruckender Ausflug, der alle Strapazen lohnt. Tag 6 und 7: Passage Amazonas-Delta und Seetag Heute können wir uns von den Strapazen der letzten Tage erholen, denn unser Schiff nimmt Fahrt auf durch das Delta des Amazonas hinaus aufs Meer Richtung Französisch-Guayana. Der Fluss ist hier so breit, dass wir uns wie in der Mitte vom heimatlichen Bodensee fühlen. Viele Boote, beladen mit Waren der verschiedensten Art und Schlepper, die Container mit Holzstämmen transportieren, das gehört wohl zu einem Fluss dazu. Erstaunt sind wir jedoch jedes Mal, wenn uns ein riesiges Kreuzfahrtschiff auf dem Fluss entgegenkommt. Das Delta des Amazonas ist wirklich so gewaltig, dass die Insel Ilha de Marajó, größer als die ganze Schweiz, darin Platz hat. Lange noch, nachdem wir die Küste aus den Augen verloren haben, färbt das Amazonaswasser den Ozean graugelb. Aber die immer größer werdenden Wellen zeigen uns, dass wir den Flusslauf verlassen haben und uns im Atlantik befinden. Nach einer ruhigen Nacht erwarten uns um 7:00 Uhr Kaffee, Tee und Croissants auf dem Promenadendeck. Ich geselle mich zu einigen Unentwegten und wir ziehen in Joggingschuhen unsere Runden. Um 7:30 Uhr bekämpfen wir unseren Muskelkater mit Stretching, geleitet von einer der charmanten Tänzerinnen der „Royal Dancers“, der bordeigenen Revuetruppe. Danach schmeckt uns das Frühstück in der Lido Bar an Deck besonders gut. Anschließend erfahren wir von den Lektoren alles über die Teufelsinsel in ihrem Vortrag „Auf den Spuren von Dreyfuss und Papillon“. Um 12:30 Uhr nach der anstrengenden „Bauch-Beine-Po“- Gymnastik haben wir uns das üppige Mittagessen dann wirklich verdient. Nach einer kleinen Siesta werden uns die ersten Schritte Karibischer Tänze nahegebracht, bevor wir uns zur Kaffee-, Tee- und Kuchenstunde mit frischen Waffeln, heißen Sauerkirschen und Eiscreme niederlassen. Um 17:00 Uhr steht einer der Höhepunkte einer jeden Seefahrt an: Die Äquatortaufe. Denn Neptun, Herrscher aller Meere, Brackwassertümpel und Badewannen, kommt mit seinem Gefolge an Bord, um die Erdenbürger zu reinigen und zu taufen. Bei 27 Grad ist das Geplan sche mit Seifenlauge aber sehr gut zu ertragen und der anschließende Sprung in den Pool wäscht alle Sünden von uns. Damit die acht leckeren Mahlzeiten am Tag nicht zu sehr ansetzen, zwingen wir uns noch vor den Feierabend-Aktivitäten zu einer Stunde „Workout“ im bordeigenen Fitness-Raum. Da die Sonne kurz nach 18:00 Uhr untergeht, stehen wir mit einem Cocktail an der Reling, hören dem Pianisten Alexey am Piano zu und beobachten vor uns hinträumend, wie langsam die Sonne im Meer versinkt. Wir stärken uns mit einem 8-Gänge-Menue und finden uns zur Showtime im Grand Salon ein, wo uns von der Bordband die „wilden 50-er und 60-er Jahre“ als Musik- und Kostümshow präsentiert werden. Anschließend werden wir mit dem Film „Papillon“ auf der Großbildleinwand auf den morgigen Tag eingestimmt. Ein Mitternachtsimbiss und ein karibischer Cocktail bilden den Abschluss eines idealen Tages auf See. Die ganz Unentwegten unter uns sind dann noch bis weit in die Nacht hinein in der Disco oder in der Piano-Bar unterwegs. So anstrengend kann ein Tag auf See sein. Tag 8: Die Teufelsinsel / Französisch Guyana Unser Schiff geht zwischen den drei felsigen Eilanden der Teufelsinseln oder „Iles du Salut“, wie sie offiziell heißen, auf Reede und wir werden mit bordeigenen Tenderbooten an Land gebracht. Bewohnt ist nur noch die Hauptinsel Ile Royale. Die Inseln liegen nur etwa 15 Kilometer vor der Küste und sind Übersee-Departements und eine Region Frankreichs, somit ein Teil der EU. Bekannt auch, weil dort mit unseren Steuergeldern die Ariane-Raketen ins All gejagt werden. Die Sicherheit wird dort von der französischen Fremdenlegion garantiert. Den schaurigen Beinamen Teufelsinseln erhielten sie erst in der Zeit zwischen 1852 und 1946, als sie als französische Strafkolonie genutzt wurden. Wegen der fast nicht existierenden Fluchtmöglichkeiten durch Strömungen und Haie und der äußerst schlechten Lebensbedingungen, an denen viele Gefangenen zugrunde gingen, war die Strafkolonie berüchtigt und gefürchtet. Die bekanntesten Gefangenen waren Dreyfuss, zu Unrecht wegen Landesverrats verurteilt und der Schriftsteller Henry Charrière, der mit dem Bestseller „Papillon“ berühmt wurde. Heute hat der Urwald gnädig wieder viele der Gefängnisgebäude eingenommen und überwuchert, so dass die Insel äußerst friedlich wirkt. Tag 9 und 10: Auf See und Landung auf Tobago Mit dem Wetter haben wir Glück und bei knapp 30 Grad und einer lauen Brise genießen wir unsere Fahrt in die Karibik. Am nächsten Tag taucht die Insel Tobago am Horizont auf und wir laufen frühmorgens in den kleinen Hafen von Scarborough ein. Zunächst steigen wir die Anhöhe zum Fort King George hinauf. Diese Festung aus dem 18. Jahrhundert ist das besterhaltene historische Denkmal der Insel und bietet einen herrlichen Panoramablick. Wir werfen auch noch einen kleinen Blick in düstere Gefängniszellen, Zisternen und enge Mannschaftsunterkünfte sowie in das angeschlossene kleine Museum mit Exponaten zur Inselgeschichte. Dann wartet auf uns die große Inselrundfahrt, die wir nach zähen Preisverhandlungen mit einem abenteuerlichen Taxi starten. Bald schon erreichen wir Arnos Vale, ein tropisches Naturparadies rund um eine Zuckerrohrplantage mit mächtigen Baumriesen, plätschernden Bächen, versteckten Stränden und Tälern voller Bambuspflanzen. Vom dazugehörenden Hotel blicken wir hinunter auf eine malerische kleine Bucht mit Sandstrand und vorgelagerten Riffen. Auf der obersten Terrasse nehmen wir einen Kaffee, während uns im Schatten der mächtigen Baumkronen Kolibris und andere prächtige Vögel umschwirren. Dann passieren wir Charlotte Ville und Speyside, zwei pittoreske Fischerdörfer am nordöstlichen Inselende. Unsere landschaftlich schöne Fahrt führt weiter durch tropische Vegetation, entlang palmengesäumter Strände, durch Kokosplantagen zu einem der bekanntesten Strände der Karibik, dem Pigeon Point Beach. Dieser Sandstrand mit den über das blaue Wasser ragenden Palmen und dem Steg mit einer von Palmblättern gedeckten Hütte ist eines der klassischen Fotomotive der gesamten Karibik. Er ist bekannt für seinen weißen Sand und sein türkisfarbenes, ruhiges Wasser. Leider vereitelt ein kräftiges Tropengewitter mit dunklen Wolken das Fotografieren der Strandidylle. Bei der Ankunft am Schiff überrascht uns eine Folkloreshow und versöhnt uns mit einer reichlichen Rum- und Frucht-Punsch-Verkostung. Tag 11: Gewürzinsel Grenada Schon früh am Morgen erreichen wir die Gewürzinsel Grenada, eine der landschaftlich schönsten Insel der Westindies. Unsere Rundfahrt beginnt in der Hauptstadt St. George und führt entlang der karibischen Westküste. Schöne Buchten mit bunten Booten und kleine Fischerdörfer bieten zahlreiche Fotomotive. In der Mitte der Insel besuchen wir eine traditionsreiche, 200 Jahre alte Gewürz-Fabrik. Hier werden Nelken, Lorbeer, Zimt, Tonka-Bohnen und natürlich Muskatnuss und Macis, die Muskatblüte im Urzustand und in den verschiedenen Verarbeitungsstadien gezeigt. Weiter geht es ins Inselinnere durch eine Berglandschaft vulkanischen Ursprungs. In endlos scheinenden Anpflanzungen liegt der Duft von Kakao, Muskat, Bananen und Nelken in der Luft. Über eine halsbrecherisch enge, jedoch wenige befahrene Straße erreichen wir in einer Höhe von über 600 Metern einen See, der sich im Krater eines erloschenen Vulkans gebildet hat. Umgeben ist der See von einem artenreichen Naturschutzpark mit tropischem Regenwald. Dort sind jedoch immer noch die Schäden des Hurrikans „Ivan“, der vor 12 Jahren die Insel heimsuchte, zu erkennen. Tag 12: Bon Aire Eine ganz andere Welt erwartet uns in Bonaire, der Karibikinsel, die politisch zu den Niederländischen Antillen gehört. Sie ist die zweitgrößte der ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curacao). Der schönste Teil von Bonaire liegt dabei unter Wasser - eine atemberaubende Unterwasserwelt. Zum Schnorcheln müssen wir einen Tagesausweis erwerben, aber der Blick auf die faszinierenden Riffe entschädigt für jegliche Kosten und Mühe. Bonaire hat nur 15.000 Einwohner und besteht aus zwei Teilen, einem grüneren, hügeligen, nördlichen Teil und einer flachen Südhälfte. Während unserer Fahrt in nördlicher Richtung entlang der Küstenstraße haben wir beeindruckende Ausblicke auf die karibische See und gelangen zum Goto- Meer, einem Salzsee innerhalb des Nationalparks, bekannt für seine rosafarbenen Flamingos. Wir wollen die Flamingos aus der Nähe sehen und pirschen uns mit unserem Taxi-Van näher heran. Doch wir haben uns zu weit vorgewagt und unsere Vorderräder versinken langsam im salzigen Matsch. Das ist aber „no problem“, denn sofort erreicht uns ein anderes Fahrzeug und mit vereinten Kräften kommen wir wieder frei. Von gefährlichen Pisten haben wir nun aber genug und fahren den Berg Sera Largu hoch, der uns mit einer sehr schönen Aussicht auf die Insel und die Nebeninsel Klein Bonaire belohnt. Weiter geht es zu den bekannten Salzhügeln. Die Farbunterschiede zwischen türkisfarbenem Meer, den schneeweißen Salzbergen und den rosa schimmernden Salzbecken, in denen das Salz gewonnen wird, sind phantastisch. Tag 13: Curacao Curacao ist die größte Insel der Niederländischen Antillen und die mittlere der ABC-Inseln. Dank ihrer geographischen Lage ist sie bereits seit den Anfängen der Kolonialisierung ein hervorragender Güterumschlagplatz und brachte den Niederlanden durch den Sklavenhandel einen immensen Reichtum ein. Jawohl, nicht England, Frankreich und auch nicht Spanien oder Portugal waren die größten Sklavenhändler, nein, die kleinen, sympathischen Niederlande belegen diesen wenig rühmlichen „Platz Eins“. Heute befindet sich hier einer der größten Ölraffinerie-Standorte der westlichen Welt mit entsprechend wuseligem Hafen und einer kosmopolitischen Inselhauptstadt. Die 60 Kilometer lange und bis zu 45 Kilometer breite Insel liegt nur knapp 60 Kilometer vor der Küste Venezuelas und gilt geologisch als Ausläufer der südamerikanischen Küstenkordilleren. Vom Hafen aus fahren wir durch das historische Willemstad und besuchen den Floating Market und das Fort Amsterdam, das im Jahr 1635 direkt am Hafeneingang erbaut wurde. In einer Mauer der Kirche des Forts steckt noch heute eine Kanonenkugel, die Kapitän Bligh im Jahr 1804 von der „Bounty“ aus abfeuerte. Jetzt geht es quer über die Insel an die Nordküste und wir erreichen Oca Tabla, eine der spektakulärsten Stellen von Curacao. Hier hat die Brandung über Jahrmillionen unter einer Kalksteinterrasse eine große, imposante Grotte und einige Löcher ausgespült, durch die die Gischt mit riesigem Strahl durchschießt. Wir balancieren auf dem steilen Pfad an den Klippen entlang und haben einen weiten Blick über die Nordküste und die tosende Brandung. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir Westpunt mit seinen hübschen, farbenfrohen Landhäusern, die auf die Kolonialzeit zurückgehen und als Charakteristika der Insel gelten. Sie sind heute noch als Wochenendhäuser sehr geschätzt und liebevoll restauriert. Während unserer Weiterfahrt in Richtung Willemstad haben wir das Glück, doch noch eine Schar Flamingos in den Salinen beobachten zu können. Den späten Nachmittag nutzen wir zu einem ausgedehnten Stadtbummel. Eine Ponton-Brücke verbindet die beiden Stadtteile und schwingt sich wie von Geisterhand einfach zur Seite, wenn ein großes Schiff in die tiefe Hafenbucht einfährt. An der Uferpromenade bummeln wir durch viele Shops und genießen auch ein Glas von dem für die Insel berühmten „Curacao-Likör“. Willemstad ist übrigens das Werk jüdischer Siedler, die vor der Inquisition aus Spanien erst nach Amsterdam geflohen sind und dann auf Curacao eine neue Heimat gefunden haben. Eine kurze Taxifahrt bringt uns zur berühmten Destillerie, wo wir eine Werksführung und eine Verkostung des berühmten Likörs teilnehmen. Tauch-Tipp: Ein absoluter Insider-Tipp ist ein Tauchausflug zu einer abgelegenen Bucht, vor der ausgediente Ami-Schlitten aus den 40-er und 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die es eigentlich sonst nur auf Kuba zu bewundern gibt, versenkt wurden. Der Tauchgang lohnt, denn bunte Schwämme und Korallen, umschwärmt von den verschiedensten prächtigen tropischen Fischen, haben sich auf den protzigen Karossen niedergelassen – ein Autofriedhof der ganz besonderen Art (Infos: www.allwestcuracao.com) Tag 14: Aruba Die Fassaden der Hotels und der Geschäftshäuser, die wir bei der Einfahrt in den Hafen erblicken, erinnern uns stark an ein „Disney“-Amsterdam. Das gesamte Stadtbild ist geprägt von pastellfarbenen, holländischen Kolonialgebäuden der frühen Siedlungstage, mit geschnitzten Türen und traditionellen Kacheln - eine bunte Mischung mit der heutigen Bauweise. Im Gegensatz zu den meisten anderen Karibikinseln gibt es auf den ABC-Inseln keinen tropischen Regenwald. Wir erleben hier eine wüstenähnliche Landschaft mit vielen verschiedenen Kakteenarten, Agaven und Aloe-Pflanzen. Auffallend sind die charakteristischen Dividivi-Bäume, das Markenzeichen Arubas, deren Kronen sich dem stetigen Ostpassat gebeugt haben und im rechten Winkel abgeknickt sind. Durch ländliche Gebiete führt uns unser Ausflug nach Casibari, einem „Felsengarten“, in dem riesige, verwitterte Felsblöcke verstreut sind. Hier wurde mit den ersten Goldfunden im Jahre 1824 der wirtschaftliche Aufschwung der Insel einläutet. Ein weiteres Markenzeichen Arubas können wir leider nicht mehr betrachten, denn ein immenser Naturfelsbogen, der von Wind und Brandung im Laufe der Jahrhunderte aus der steinigen Nordküste ausgewaschen wurde und wie eine natürliche Brücke wirkte, brach im September 2005 mit Getöse zusammen. In Oranjestad angekommen, lassen wir uns im Stadtzentrum absetzen, um zum Schluss der Reise noch einmal so richtig Shopping zu machen. Das Einkaufen in Aruba ist so gut wie zollfrei und die Geschäfte führen Waren aus aller Welt. Neben Luxusartikeln lohnt sich der Einkauf von Uhren, Kameras, Sportartikel sowie die heimischen Aloe Vera-Produkte wie auch einheimische Handarbeiten. Noch verbleibt uns bis zur Ausschiffung die Zeit, um an der Hafenpromenade einen letzten Drink zu nehmen und mit etwas Wehmut zu beobachten, wie hinter der Silhouette unseres Schiffes, das so lange unsere zweite Heimat geworden war, die Sonne in einem Farbenrausch versinkt. Text und Fotos: W.Stoss Verschiedene Veranstalter bieten die unterschiedlichsten Routen an. Informieren Sie sich bei unserer Reiseexpertin.